Wer sind wir?
- Was ist eine “geistliche Familie”
- Wie ist die “Geistliche Familie vom Heiligen Blut” entstanden?
- Zusammenarbeit zwischen Ordensfrauen und Ordensmännern
- Schwerpunkte der Spiritualität
Wer sind wir?
Um möglichst gut zur Ehre Gottes und für das Heil der Menschen zu wirken, arbeiten die „Dienerinnen vom Heiligen Blut“ zusammen mit der „Kongregation des Oratoriums des hl. Philipp Neri in Aufhausen“. Gemeinsam leiten sie die „Bruderschaft vom Heiligen Blut“. Diese ist eine Art „Dritter Orden“ (vgl. c. 306 CIC) von Laien und Klerikern, die sich besonders von der Spiritualität der am Kreuz vergossenen Liebe angezogen fühlen und diese in der Welt leben und verbreiten wollen. Zusammen bilden diese drei verschiedenen Gruppen die „Geistliche Familie vom Heiligen Blut“. Das doppelte Miteinander von gottgeweihten Personen und Laien, sowie von Frauen und Männern, ist das äußere Kennzeichen, die Struktur oder – bildlich gesprochen – der „Leib“ der Geistlichen Familie. Die „Seele“ ist das Blut Christi, die am Kreuz vergossene Liebe Gottes, die Erlösung und Heilung, Kraft und Freiheit, Einheit und Frieden… schenkt.
Was ist eine „geistliche Familie“?
Es hat in der Kirche von Anfang an gewisse Formen von geistlichen Familien gegeben. Jesus von Nazaret wird zunächst selbst in eine natürliche Familie hineingeboren.
In ihr wächst er heran, wird erzogen und nimmt „an Alter und Weisheit zu“ (Lk 2,52). Zu Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit bildet er dann seine eigene geistliche Familie: Die zwölf Apostel begleiteten ihn, außerdem einige Frauen … Sie unterstützten Jesus und seine Jünger mit dem, was sie besaßen (vgl. Lk 8,1-3). Bei der Kreuzigung, an Ostern und an Pfingsten sind immer wieder außer den Aposteln auch die Frauen zugegen. Maria, die Mutter Jesu, nimmt unter ihnen eine besondere Rolle ein.
In der Ordensgeschichte der Kirche begegnen wir dann immer wieder weibliche Parallelen zu den entstehenden Männergemeinschaften. Beide Zweige sind wichtig. Sie bringen durch die gegenseitige Ergänzung der verschiedenen Charismen außergewöhnliche Früchte für das Reich Gottes hervor, besonders bei der Ausbreitung und Erneuerung der Kirche. Durch die Zusammenarbeit der Ordens-Priester/Brüder mit den Ordens-Schwestern (Wallfahrten, Exerzitien, Einkehrtage, Pfarreien…) wird in besonderer Weise die mütterliche Gegenwart Mariens erfahrbar und dadurch auch die ureigene Rolle der Frau in der Kirche.
Wie ist die “Geistliche Familie vom Heiligen Blut” entstanden?
Um die Geschichte von der Entstehung der „Geistlichen Familie vom Heiligen Blut“ näher ins Auge zu fassen, müssen wir in die Zeit des Kommunismus hinter dem „Eisernen Vorhang“ zurückkehren. Ich war nach Polen gelangt, um dort die Verehrung des Blutes Christi zu stärken und zu fördern. Zusammen mit den „Anbeterinnen des Blutes Christi“ gelang es mir, im Untergrund ein Missionshaus zu errichten.
Ohne dass wir es geplant hätten, kamen zu uns auch so manche Leute in den verschiedensten Nöten. Solange nur irgend möglich, nahmen wir – wenigstens vorübergehend – alle auf, bis sich ein besserer Platz für sie fand: Das schwangere Mädchen, das von den Eltern zur Abtreibung geschickt worden war, aber ihr Kind behalten wollte, Alkoholiker, Drogenabhängige, Jugendliche, die aus dem staatlichen Erziehungsheim entkommen waren… – wir versuchten zunächst einmal alle aufzufangen. Ich alleine hätte das mit meinen jungen Mitbrüdern niemals geschafft, aber auch unsere Schwestern brauchten das väterliche Wort und die brüderliche Hilfe, um mit den anfallenden Erziehungs-Problemen fertig zu werden. Meine väterliche Aufgabe als Priester war vor allem die Feier der Eucharistie, die Predigt, der Vortrag, die Einzelgespräche, der Beichtstuhl… Ohne den mütterlichen Dienst der Schwestern hätte ich aber niemals so vielen Menschen Halt und Richtung geben können. Es geht dabei nicht nur um die praktischen Dinge im Haus wie Essen, Putzen und Waschküche. Die Blume auf dem Fensterbrett, das Lächeln an der Haustür, die herzliche Begrüßung, das Vertrauen schaffende Gespräch im Gang, beim Abspülen, im Garten… waren genauso wichtig, wenn nicht wichtiger.
Die gegenseitige Ergänzung von mütterlichem und väterlichem Dienst gab dem Haus eine familiäre Atmosphäre, die weder die Schwestern noch die Brüder allein zustande gebracht hätten. Ganz gleich, ob es sich um Einkehrtage oder um mehr erzieherische Aufgaben handelte: Die einen brauchten mehr die Mutter, andere mehr den Vater. Viele aber hätten den Weg zu mir z.B. in den Beichtstuhl gar nicht erst geschafft, wenn sie nicht vorher von einer mütterlichen Schwester darauf vorbereitet und dann auf diesem oft »schweren Gang« begleitet worden wären. Wenn sie all ihre schwierigen Erfahrungen zunächst einmal der neuen »Mama« anvertraut hatten, waren sie schon sichtbar erleichtert. Aber die volle Freude ist erst dann so recht aufgeblüht, wenn sie ihre Fehler und Sünden – ermutigt eben durch die geistliche Mutter – auch dem geistlichen Vater bekennen konnten und von ihm Lossprechung und Segen im Namen Jesu erhalten hatten.
Besonders an dieser Erfahrung wurde mir deutlich, wie sehr der mütterliche Dienst der Schwestern und anderer reifer Frauen die Ergänzung durch das väterliche Apostolat der Priester und Brüder braucht. Oft gelingt es erst auf diese Weise, das Evangelium in voller Fruchtbarkeit und Schönheit in die Herzen der Menschen einzupflanzen. Selbstverständlich setzt eine solch enge, ja familiäre Zusammenarbeit auch eine tiefe Spiritualität, Klugheit und Vorsicht voraus, damit die guten Ansätze nicht an den menschlichen Grenzen und Schwächen scheitern. Was uns aber selber immer wieder festen Halt gab und gibt, das war und ist ein bewusstes Leben aus dem Wort Gottes, die besondere Beziehung zum Geheimnis des Kreuzes und die Nähe zur »Mutter und Königin vom Kostbaren Blut«. Diese und ähnliche Schwerpunkte der Spiritualität sind m. E. auch in anderen geistlichen Familien die Säulen jeglicher gesunder, fruchtbarer und dauerhafter Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern, Schwestern und Brüdern, geistlichen Müttern und Vätern.
(P. W. Wermter)
Siehe auch Entstehung und Geschichte der Schwesterngemeinschaft
Zusammenarbeit zwischen Ordensfrauen und Ordensmännern
Grundsätzliches
Um die gegenseitige Ergänzung von mütterlichem und väterlichem Charisma in der Geistlichen Familie für die Seelsorge gut zu nützen, arbeiten die Dienerinnen vom Heiligen Blut und die Oratorianer des hl. Philipp Neri in Aufhausen in ihrem Apostolat nach Möglichkeit zusammen, um die gegenseitige Ergänzung von mütterlichem und väterlichem Charisma für die Seelsorge gut zu nützen. Weil diese beiden Gemeinschaften den gleichen Gründer haben und dadurch in ihrem Charisma und ihrer Spiritualität sehr ähnlich sind, liegt ein solches Zusammenwirken besonders im Bereich der Evangelisierung nahe. Einzelheiten, die diese Zusammenarbeit betreffen, werden durch entsprechende Verträge geregelt.
Rollenverteilung in der Zusammenarbeit
In dem Bewusstsein, dass Frauen und Männer, Jungen und Mädchen von Natur aus verschiedene Begabungen besitzen, hat sich folgende Rollenverteilung ergeben:
b) Die Rolle der „Geistlichen Mutter“: Marianisch-mütterliche Ergänzung des priesterlich-väterlichen Dienstes (frauliche Intuition, besondere Begabung für das Leben und die Gesundheit, für Schönheit, Kultur und Harmonie…).
Notwendige “Spielregeln” in der Zusammenarbeit
Selbstverständlich verlangt eine solche Zusammenarbeit eine gewisse menschliche wie geistliche Reife. Gleichzeitig aber unterstützt diese Rollenverteilung nach dem Vorbild der natürlichen Familie auch sehr den Prozess der Reifung ihrer Teilnehmer.
Predigt am Einkehrtag der Geistlichen Familie
In der folgenden Zeit wanderte Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuza, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen (Lk 8,1-3).
In diesem Fragment aus dem Evangelium des hl. Lukas wird sehr deutlich, dass Jesus nicht nur eine Gruppe von Männern um sich geschart hatte, sondern hier ist auch noch eine zweite Gruppe: „einige Frauen“ heißt es, „und viele andere“. Von dieser Gruppe der Jüngerinnen wird zunächst gesagt, dass sie von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt worden waren.
Unsere Schwestern berufen sich gerne auf diesen Abschnitt aus dem Evangelium, um ihre eigene Berufung näher zu erklären. Wie auch immer – eines ist hier wichtig: Jesus hat sich von allen helfen lassen und er will es auch heute. Irgendwelche Krankheiten – physischer, psychischer oder geistlicher Natur – sind kein Hindernis, um durch Jesus gesund zu werden und ihm beim Aufbau des Reiches Gottes zu dienen. Das ist hier die tröstlichste Botschaft: Jesus ist nicht nur gekommen, um zu heilen, sondern auch, um sich helfen zu lassen. Er ist ja auch deswegen in den Himmel zurückgekehrt, damit wir ihm umso mehr dienen können. Warum aber hat er seine Mission nicht selber weitergeführt? Das wäre doch viel besser gewesen, viel sicherer! – Jesus hat keine Angst vor unseren Fehlern. Er will, dass wir an unseren Schwierigkeiten wachsen und dass wir mit ihm zusammen das Reich Gottes bauen, um dann auch mit IHM zusammen in der Herrlichkeit den Lohn dafür zu erhalten.
Noch einmal zurück zu der Tatsache, dass wir hier auf zwei verschiedene Gruppen stoßen: Von den Aposteln ist an dieser Stelle weniger die Rede – von ihnen finden wir mehr in anderen Kapiteln. Von den Frauen wird hier nicht nur gesagt, dass sie geheilt und befreit worden waren, sondern dass sie Jesus auch mit dem unterstützten, was sie besaßen. Natürlich brauchte die Gruppe der Apostelschüler in der Obhut Jesu Unterstützung. Selber konnten sie damals nicht arbeiten und verdienen. Gelegentlich wurden sie zum Essen eingeladen, aber es gab auch Situationen, wo sie ganz schön Hunger hatten und sich ein Paar Körner aus den reifenden Ähren auf dem Feld ausrieben, um den größten Hunger zu stillen. Sie haben also nicht üppig gelebt und sie waren auch nicht jeden Abend irgendwo zu Gast. Darum war es sehr willkommen, dass diese Gruppe von Frauen bereit war, die Jünger Jesu zu unterstützen. Jesus hat das gerne angenommen – ebenso wie die Gastfreundschaft von Lazarus, Marta und Maria.
Jesus selber hat sich helfen lassen und es ist auch bis heute notwendig, wenigstens in dieser Weise zur Entfaltung der Mission Jesu beizutragen. Aber das ist noch nicht alles in der heutigen Lesung. Wir wissen von der großen Liebe und Dankbarkeit, mit der z.B. Maria von Magdala Jesus begleitet hatte. War das nicht eine besondere Hilfe, eine noch größere als die materielle? Durch ihre liebende Dankbarkeit trug sie dazu bei, dass in dieser Jüngerschaft, die aus Männern und Frauen bestand, eine gewisse familiäre Atmosphäre entstand, die so typisch war für die Gemeinschaft um Jesus. Wir kennen nicht alle Frauen, die Jesus auf diese Weise nachfolgten. Sicherlich waren auch nicht alle so bekannt wie Johanna und Susanna. Dem Evangelisten kommt es ja auch nicht auf eine Art „Mitgliederverzeichnis“ an. Er nennt nur einige bekanntere Namen und fügt gleich hinzu „und viele andere“.
Schon in den ersten Zeiten der Mission Jesu haben also nicht nur Männer zur Gemeinschaft der entstehenden Kirche gehört, sondern auch Frauen, die eine besonders tiefe Beziehung zu Jesus gefunden hatten. Und das ist so geblieben. In dieser Tradition finden wir zunächst einmal den Witwenstand der Urkirche und dann schließlich die verschiedenen Formen des Ordenslebens. Das ist keine Notlösung, sondern etwas Wesentliches beim Aufbau der Kirche. Es geht darum, Jesus zu unterstützen, nicht nur materiell, sondern genauso gut durch die Atmosphäre in der kirchlichen Gemeinschaft, durch die mütterlich-schwesterliche Beziehung zu IHM, aber auch zu allen Menschen.
Das hilft uns auch, unsere eigene Berufung als „Geistliche Familie vom Heiligen Blut“ besser zu verstehen. In unserer Gemeinschaft arbeiten doch verschiedene Ordensgemeinschaften, wie auch ein Freundeskreis von Laien zusammen (Bruderschaft vom Heiligen Blut). Das darf und soll ein Abbild jener ersten christlichen Urgemeinschaft sein, die Jesus bis unters Kreuz begleitet hat. An dieser Stelle wird zwar Maria nicht eigens genannt – vielleicht war sie auch gerade nicht anwesend – aber sie gehörte und gehört unbedingt dazu! Vor allem im Pfingstsaal sieht man, dass sie, in aller Bescheidenheit, eine entscheidende Rolle im Jüngerkreis gespielt hat. Die fraulich-marianische Dimension des Reiches Gottes ist bedeutsam, ja unverzichtbar. Sie war nicht nur wichtig, damit der Sohn Gottes Mensch werden konnte, sondern sie ist auch heute wichtig geblieben, damit die Kirche immer wieder den rechten familiären Geist findet und entfaltet.
In der Kirche Christi sind alle Menschen wichtig, wenn auch mit verschiedenen Aufgaben und Charismen. Das Entscheidende besteht darin, in rechter Weise zusammen zu wirken – zusammen zu beten, zusammen aufzubauen, jeder mit seinen Gaben. Ich freue mich, dass wir gerade heute diese Tageslesung haben, denn das Thema der Zusammenarbeit von Männern und Frauen ist auch sehr wichtig zum Verständnis unserer Gemeinschaft. Geistliche Familie sagen wir, um das Äußere, das Sichtbare, das Miteinander der verschiedensten Charismen anzudeuten. Vom Heiligen Blut fügen wir an, um zu betonen, wo die Quelle ist, aus der wir die Kraft zu diesem Leben und Arbeiten schöpfen. So erklärt sich unsere Gemeinschaft, die sich immer weiterentwickelt. Wir wollen dem Herrgott danken, dass wir in der Tradition des Evangeliums weiterleben, weiterwirken und weiterlieben dürfen.
(aus: W. Wermter, Die Geistliche Familie im Dienst der inneren Heilung, Regensburg 2012, 16-18)
Zeugnis
Die Zisterziensermönche von Neuzelle haben die Schwestern-Gemeinschaft der Dienerinnen vom Heiligen Blut zur Mitarbeit in der Seelsorge eingeladen. Durch die geistliche Mutterschaft der ehelos lebenden Frauen erfahren sie als Ordenspriester eine Ergänzung ihrer eigenen geistlichen Vaterschaft und eine Stärkung der eigenen Lebensform im Zölibat. In einer Mitteilung an ihren Bekannten- und Freundeskreis heißt es dazu:
In Gottes Heilsplan spielt die “Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen” eine große Rolle. Jesus sagt: “Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben erben” (Mt 19,29).
Deshalb leben wir im sogenannten »Zölibat« und heiraten nicht. Wir versuchen in Beziehung zu Gott zu leben und daraus unser Leben erfüllen zu lassen. Dieses Leben ganz aus und ganz für Gott ist immer auch ein Zeichen dafür, was uns im Himmel erwartet – die Vereinigung mit unserem Schöpfer in Ewigkeit.
Jesus sagt dazu: “Denn manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht – um des Himmelreiches willen. Wer es erfassen kann, der erfasse es” (Mt 19,12).
Priester und Ordensmänner sind in dieser Lebensweise dazu bestimmt, geistliche Vaterschaft für die Menschen zu übernehmen, für sie zu beten und für sie da zu sein. Es ist aber nur eine Seite der Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen, denn Gott hat uns als sein Abbild geschaffen und zwar “männlich und weiblich”.
Deshalb ist die andere Seite der Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen die der geistlichen Mutterschaft. Umso mehr freuen wir uns, dass wir nun mit drei Schwestern der Dienerinnen vom Heiligen Blut zusammen die Seelsorge gestalten dürfen. Ad multos annos.
Schwerpunkte der Spiritualität
Spiritualität des Blutes Christi
Siehe Spiritualität des Blutes Christi
Eucharistie
Von der persönlichen Mitfeier der heiligen Messe
I. LIEBEN LERNEN DURCH HÖREN UND GEHORCHEN
Das erste große „JA“ zu Gott
(1) Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen
Im Bußakt bitten wir um Verzeihung für alles, was in unserem Leben nicht richtig war. Wir verzeihen den anderen, die uns ein Unrecht angetan haben und so wird auch uns verziehen. Diese Versöhnung mit Gott und mit unseren Mitmenschen ist so etwas wie die Eintrittskarte für die echte Teilnahme an der Hl. Messe. Wer nicht versöhnt ist, kann nicht richtig mitmachen, auch wenn er äußerlich dabei ist.
(2) Hören, Mitdenken und Bereitschaft zum Tun
Die Lesungen bringen uns das Wort Gottes nahe. Wir hören, was die Propheten, die Evangelisten und die Apostel über Gott aufgeschrieben haben und fragen: „Herr, was willst du mir heute sagen?“ Weil die Heiligen Schriften schon vor vielen Jahren entstanden sind, brauchen wir auch Erklärungen von kompetenten Personen, die vom Bischof zur Verkündigung beauftragt wurden. So lernen wir allmählich immer besser, nach dem Willen Gottes zu leben.
Durch das Glaubensbekenntnis und die Fürbitten geben wir unser erstes großes JA. Wir sagen laut und öffentlich, dass wir zu Jesus und der Kirche halten wollen – auch wenn wir nicht immer alles gleich verstehen. Bei den darauffolgenden Fürbitten kommt zum Ausdruck, dass wir die Anliegen und Nöte Gottes und der Kirche zu unseren gemacht haben. Wir bitten um Hilfe.
II. LIEBE WERDEN DURCH TEILNAHME AM OPFER JESU CHRISTI
Das zweite große „JA“ zu Gott
(3) Geschenke überreichen – Wandlung
Weil wir bei der Hl. Messe echt mitfeiern wollen, kommen wir nicht mit leeren Händen. Wir überlegen uns schon vorher, was wir mitbringen können als Beitrag für dieses Fest. Das kann z.B. eine gute Tat sein, eine Hilfe für jemanden, die Versöhnung untereinander, Gebete, die sorgfältige Arbeit… Wir können das alles zum Geschenk machen und in Gedanken bei der Gabenbereitung mit auf den Altar legen. Bei der Hl. Wandlung wird das Brot zum Leib und der Wein zum Blut Christi. Auch wir selber – mit allem was wir mitgebracht haben – werden durch die Wandlung tiefer hereingenommen in die Einheit des Mystischen Leibes, der wir seit dem Empfang der Hl. Taufe bereits s i n d.
(4) Eins mit Jesus beim Abendmal und im Kreuzesopfer
Danach opfert der Priester die heiligen Gaben Gott-Vater auf. Durch Taufe und Wandlung sind auch wir in Teilnahme zum Leib und Blut Christi geworden und nehmen somit am eucharistischen Erlösungsopfer aktiv teil (actuosa participatio). So sagen wir unser zweites großes „JA“ zu Gott.
III. LIEBE SEIN DURCH DIE TEILNAHME AN DER DREIFALTIGEN LIEBE
Das dritte große „JA“ zu Gott
(5) Kommunion – die Einheit im Gott und dem Nächsten
Ähnlich wie in der ehelichen Vereinigung die Annahme und die Hingabe zur Fülle gelangt, ist auch die Hl. Kommunion ein Schenken und Beschenkt-werden. Das Eintauchen in die göttliche, bedingungs- und grenzenlose Liebe weitet das wachsame und bereite Herz des Jüngers Christi nach dem Vorbild der Liebe Gottes, der alle, als erste und bis ans Kreuz liebt. In dem Maße wie die einzelnen Empfänger der Heiligen Kommunion „gottfähig“ geworden sind, werden sie auch untereinander eins.
(6) Sendung – Mission
Wer in der Hl. Kommunion mit Jesus im Heiligen Geist am Herzen des Ewigen Vaters „ausruht“, vernimmt auch Seine Sehnsucht nach der Rückkehr des „verlorenen Sohnes“ und beginnt immer mehr an ihr teilzunehmen. Das macht ihn wach und empfänglich für den Sendungsauftrag des Auferstandenen: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21) – „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern… (Mt 28,19a). – Wer diese Mission annimmt, sagt sein drittes großes „JA“ zu Gott.
Anbetung
Anbetung vor dem Allerheiligsten 
Auch die Fürbitte spielt in der Anbetung eine große Rolle. Gerade dann, wenn wir Gott alles hingegeben haben, wenn in unser Inneres eine heilige Gelassenheit Einzug gehalten hat, dann sind auch unsere Gebete besonders stark. Sie rühren den Himmel an und ziehen viele Gnaden auf die Erde herab: Verirrte, verstockte und gleichgültige Menschen werden zur Umkehr bewegt und auch neue geistliche Berufungen blühen auf…
Manchesmal sprudelt das Herz über auch ohne Worte. Dann wieder melden sich Trockenheit, Zerstreuungen, ja Langeweile. Jetzt kommt es auf das Durchhalten an! Vielleicht ist es jetzt Jesus selber, der in irgendeinem Menschen durch mein fürbittendes Verweilen vor dem Allerheiligsten meine Nähe braucht? O, wunderbares Geheimnis: Auch wir können Gott „trösten“, Gott in unseren Nächsten helfen…!
Anbetung muss mir nicht immer „Spaß machen“. Wenn sich nur Jesus über mein Aushalten bis zum Ende der vorgesehenen Zeit freut! Stoßgebete, eine Lesung in der Bibel oder einem geistlichen Buch, der Rosenkranz, die Psalmen… können helfen, im Herzen bei Jesus zu sein oder zu seinem Herzen zurück zu finden. In dem Maße, wie wir zur Hingabe reif werden, werden wir auch zur Anbetung fähig. Denn Anbetung ist Liebe, die keine Rechtfertigung braucht und die sich selber Belohnung ist.
(aus: Aufhausener Marienlob, 67-68)
Von der Notwendigkeit und der Gnade der Anbetung
a) Anbetung beginnt bei der Wahrheit –
d.h. bei dem ehrlichen Suchen nach der Wahrheit. Es geht um die Wahrheit über sich selbst, über die Umwelt, über Gott… In der Anbetung ist man bereit, sich der Wahrheit ohne Wenn und Aber zu stellen. Das hat die Anbetung mit der Philosophie gemeinsam. Doch während der Philosoph vor allem seinen Verstand in den Dienst der Wahrheitsfindung stellt, öffnet sich der Beter auch für jene Wahrheit, die von Gott kommt, und zwar durch den Glauben. Darum kann man sagen: „Wer glaubt, sieht mehr.” Man muss allerdings darauf achten, WEM man sein gläubiges Vertrauen schenkt: „Trau – schau wem!” – sagt ein altes Sprichwort. Für den katholischen Christen ist die Katholische Kirche die wichtigste Quelle des Vertrauens. Durch sie ist uns die Wahrheit von Jesus Christus geschenkt worden, der Kanon der Hl. Schrift und ihre sichere Deutung unter der Führung des Heiligen Geistes. Durch die Kirche wissen wir glaubend, dass Gott-Vater der Schöpfer und Erhalter des gesamten Universums ist, dass sein Ewiger Sohn uns – als wahrer Gott und wahrer Mensch – am Kreuz erlöst hat und dass der Heilige Geist uns schon auf dieser Welt am Leben und an der Liebe Gottes teilnehmen lässt.
Anbetung fängt mit der Annahme dieser und all jener Wahrheiten an, die uns die Kirche zu glauben lehrt. Selig, wer sich wie ein Kind diesen Wahrheiten anvertrauen kann! Er hat eine ganz neue Sicht – nicht nur von sich selber, sondern auch von seiner Umgebung, von der ganzen Welt. Natürlich lässt sich ein dieser Glaube nicht durch Diskussionen „erzwingen”. Ein solcher Glaube ist eine große Gnade, um die man nicht genug bitten und für die man nicht genug danken kann. Man kann sich diese Gnade nicht verdienen, aber man kann sich für sie öffnen. Außerdem ist man für die Gnade des eigenen Glaubens mitverantwortlich: Man kann sie vernachlässigen oder gar verlieren, aber man kann sie auch stärken – z.B. durch echte Anbetung.
b) Anbetung als Gespräch
Weil Gott als Vater und Schöpfer Person ist (und eben nicht nur ein unpersönliches „Energiemeer”), können wir mit ihm sprechen. Gott wartet auf das Gespräch mit uns. Er liebt uns mehr als gute Eltern ihre Kinder zu lieben vermögen! Nur sollten wir nicht den Fehler machen, immer sofort und zuerst mit unseren eigenen Anliegen, Nöten, Problemen… herauszuplatzen. Glücklich der Mensch, der sich im Vertrauen öffnen kann, der zunächst einmal hinhört und fragt, bevor er das vorbringt, was ihn selber beschäftigt. Wer sind wir denn eigentlich im Vergleich zu Gott, dass wir das Thema des Gespräches sofort an uns reißen dürften?! Gott ist weder ein Orakel, noch ein Antworten-Automat. Manchmal will uns Gott gerade durch das Schweigen etwas sagen. Oder er will uns selber entdecken lassen, worauf es ankommt. Jedenfalls können wir Gott keine Vorschriften machen, wie das Gespräch mit ihm auszusehen hat. ER ist der HERR!
Es ist eine große Gnade, dass wir überhaupt mit Gott ins Gespräch kommen dürfen und das auch noch „per Du”! Es ziemt sich aber für den Menschen, Gott gegenüber mehr zu schweigen, zu fragen und geduldig zu warten, anstatt zu reden, zu plappern, alles besser wissen zu wollen. In seiner Geduld und Liebe lässt sich Gott oft auch unsere Kritik gefallen, ja sogar unser Schimpfen und Meckern, aber wir haben kein Recht darauf, es sollte nicht der normale Umgangston sein – höchstens die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Gewöhnlich spricht Gott zu uns durch die Ereignisse des Tages, die man betend in seinem Licht überdenkt. Es kann auch gut sein, zu Beginn der Anbetungszeit einen Abschnitt aus der Bibel zu lesen, um so „ins Gespräch” zu kommen. Manchen ist es gegeben, dass sie im Herzen gewisse „Worte“ von Jesus oder auch Maria und den Heiligen wahrnehmen (Einsprechungen). Aber darauf soll man nicht warten. Das ist eine Ausnahme, die auch eine besondere geistliche Begleitung erfordert, damit man nicht in die Irre geht. Der gewöhnliche Kontakt mit Gott besteht darin, dass jemand beim anbetenden Verweilen mit Verstand und Herz wahrnimmt, was Gott ihm sagen will – er erkennt, was „richtig“ ist, was er zu tun und zu lassen hat, was Gott besser gefällt. Innere Klarheit und Ruhe schenken neuen Herzensfrieden.
c) Anbetung als Hingabe
Wer sich für die volle Wahrheit Gottes öffnet und ehrlich nach dem gesucht hat, was ER möchte, der ist auch bereit, das zu tun, was er als richtig, als besser, also als Gottes Willen erkannt hat. Darum fängt die Hingabe bei der Dienstbereitschaft an. Man betet nicht nur mit dem jungen Samuel: „Rede, Herr, dein Diener hört“ (1Sam 3,9), sondern fragt auch: „Was sollen wir also tun?“ (Lk 3,10). Echtes Gebet bleibt nicht bei sich selber stehen – es führt zur Tat, zum neuen Einsatz für die Anliegen Gottes. Und das mit Freude! Aus der anbetenden Dienstbereitschaft erwächst dann der Lobpreis Gottes, die Dankbarkeit, dienen zu dürfen. Es ist etwas ganz „Natürliches“, wenn das Gebet – je nach Alter, Temperament und Talenten des Beters – in Singen, Musizieren, ja Tanzen einmündet oder aber auch in stiller Glückseligkeit verharrt. Die Freude des Herzens, das einen tieferen Einklang mit Gott gefunden hat, sucht den feiernden Ausdruck. Der Mensch spürt in seinem Inneren jenen Frieden, „den die Welt nicht geben kann“ – eine glückliche Harmonie mit dem Schöpfer und Vater aller Dinge und Wesen. Es ist die Erfahrung einer neuen und tieferen Einheit mit Gott. Man beginnt zu verstehen, dass der Mensch genau für diese Einheit geschaffen ist, die er am deutlichsten im Lobpreis der Anbetung erfährt.
Nach dem biblisch-christlichen Weltbild ist die „Einheit mit Gott und der ganzen Schöpfung“ allerdings nicht pantheistisch zu verstehen. Gott steht über der Schöpfung und ist nicht ein Teil davon. Die Menschen werden nicht zu Gott, wenn sie auch durch die freie und liebende Annahme des Willens Gottes in gewisser Weise „vergöttlicht“ werden. Es ist ähnlich wie mit einem Stück Eisen, das in die Feuersglut gehalten ganz durchglüht wird. Wenn man es dann herausnimmt, scheint das Eisen zu Feuer geworden zu sein – so feurig sieht es jedenfalls aus. Aber es bleibt doch nur Eisen. Ähnlich wird der Mensch in der Anbetung „göttlich“ durch Anteilnahme, durch die Vereinigung mit Gott im Heiligen Geist. Darauf zielt ja das Wort Gottes, die Sakramente, ja das Leben der Kirche überhaupt ab – den Menschen zu „vergöttlichen“.
Wie schon gesagt, ist das Wichtigste bei der Anbetung die innere Einstellung, also die innere Haltung des Menschen. Man kann Gott überall anbeten und in jeder körperlichen Stellung. Dennoch braucht der Mensch äußere Zeichen und Formen, Symbole und Feiern, wenn er etwas Wichtiges zum Ausdruck bringen will. Dabei spielt auch unsere Körpersprache eine wichtige Rolle. Durch das Sakrament der Eucharistie ist uns die vollste Form der Gegenwart Gottes geschenkt worden. Jesus von Nazareth ist hier unter der Gestalt des Brotes und des Weines gegenwärtig, als Gott und als Mensch, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut! Das ist etwas ganz Wunderbares und Gewaltiges, das wir nicht nur in der hl. Kommunion persönlich erleben dürfen.
Wenn der Leib Christi in der Monstranz auf den Altar gestellt wird, damit alle gut auf den in der Hostie verborgenen Jesus schauen können, dann ist das wie eine Verlängerung der Eucharistiefeier, besonders der hl. Kommunion. Wir haben jetzt mehr Zeit für ein persönliches „Gespräch“ mit Jesus, für ein liebendes Beisammensein. Natürlich kann man auch ohne dieses eucharistische Zeichen anbeten, sich Gott schenken und von ihm beschenkt werden, z.B. unter einem Kreuz, vor einem Bild, auf einem Berggipfel, im Wald, in der Wüste oder auch im Gedränge der U-Bahn. Es geht ja nicht um das Erleben der schönen Landschaft, sondern um die Hingabe an Gott. Echte Anbetung ist immer ein Geschenk, eine Gnade. Es gilt auch hier, mit der Gnade Gottes gut zusammen zu arbeiten. Darum kann man die Anbetung auch nicht durch gewisse Techniken erreichen (wie fernöstliche Meditation). Dennoch ist es wichtig, gute Bedingungen zu schaffen, die uns helfen, sich für die Gnade zu öffnen. Die Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament und die geheimnisvolle Ausstrahlung, die von der Monstranz ausgeht, ist eine besonders kostbare Hilfe für den „Einstieg“ in die Anbetung. Auch das gemeinsame Beten in einem geweihten Raum, die zeitweilige Stille, aber auch das gemeinsame Singen, Schrifttexte und Glaubens-Zeugnisse können eine wertvolle Unterstützung für die persönliche Begegnung mit Gott sein.
Es wurde schon gesagt, dass es hier nicht um Techniken geht, die man üben könnte, bis es dann endlich „funktioniert“. Es gibt aber doch gewisse Regeln, auf die es sich lohnt hinzuweisen, denn sie helfen, sich für das Geschenk der Anbetung zu öffnen. Es ist ähnlich wie bei einer Bergwanderung: Das außergewöhnliche Gipfelerlebnis kann man auch nicht planen, aber man darf ihm entgegenhoffen. Es steht nicht immer im Verhältnis zur eigenen Anstrengung und dauert eigentlich recht kurz, wenn man die Zeit dort oben mit der entfernten und näheren Vorbereitung der Bergtour und dem stundenlangen Marsch vergleicht. So wie die Bergsteiger ihre Regeln haben und beachten, gibt es auch Regeln für die geistliche Bergbesteigung in der Anbetung. Besonders für Anfänger dauert „eine Stunde Anbetung“ gewöhnlich recht lang, aber ein anderes Mal verfliegt diese Stunde wie die Zeit bei einem verliebten jungen Paar. Darum ist es gut, sich – unabhängig von der Stimmungslage – an eine gewisse Ordnung zu halten. Hier ein Vorschlag:
a) Einleitungsgebet
Es ist hilfreich, zunächst bewusst an die Gegenwart Gottes zu denken und den Heiligen Geist sowie andere Helfer im Himmel um Hilfe zu bitten. Man sollte dabei „den Strom einschalten“, d.h. anfangen, bewusst zu lieben. Es kann helfen, wenn man sich z.B. im Herzen sagt: „Ich bin hier um zu lieben. – Jesus, du hast mich aus Liebe geschaffen, lass mich in dieser Anbetungszeit meine Liebe zu dir erwidern und vertiefen.“ Dann geht es darum, die „Antenne“ des Herzens gut einzustellen. Darum bitten wir den Heiligen Geist um Hilfe. Dabei ist es auch wichtig, die Störsender auszuschalten, innerlich still zu werden, andere Dinge und Personen beiseite zu lassen (z.B. das Handy abstellen).
b) Ein geistliches Wort
Zu Beginn der Anbetungszeit geht es darum, sich für Gott zu öffnen. Dabei kann ein Text aus der Bibel oder aus einem anderen geistlichen Buch eine gute Starthilfe sein. Das ist ähnlich wie bei einem Akku. Er hilft, den Motor in Gang zu bringen oder später wieder anzustellen, wenn er versehentlich abgewürgt wurde. Sobald der Motor anspringt, lässt man den Anlasser in Ruhe. Im Bedarfsfall wird wiederholt. Die kurze Lesung hilft in diesem Fall, ins persönliche Gespräch mit Gott zu kommen.
c) Aushalten
Es kommt vor, dass jemand nach anfänglicher Hochstimmung und Begeisterung für die Anbetung plötzlich eine innere Trockenheit durchmacht: Es bringt nichts mehr! Es macht Mühe, überhaupt da zu sein. Alles lenkt ab – von innen wie von außen. Gerade dann ist es ganz wichtig, nicht gleich aufzugeben. Schon eine Geduldsprobe als solche hat ihren Wert. Aber auch deine physische Gegenwart bedeutet für Jesus sehr viel, wenn sie ein Zeichen der Liebe ist. Sag ihm doch, wie schwer es dir fällt und bitte, dass er dein Aushalten und Durchhalten (entsprechend der zu Beginn festgelegten Zeit) als Zeichen des guten Willens, ja als Geschenk annehmen möge.
d) Singen, Musizieren, Notizen, Malen, Tanzen…?
Es kann sein, dass dein Herz manchmal zu jubeln anfängt und die innere Freude oder Trauer sich nach außen zeigen will. Schäme dich nicht, vor Jesus auch deinen Tränen freien Lauf zu lassen – sie können so vieles innerlich ausheilen. Wenn es nicht gerade andere Leute stört, kann auch lautes Singen und Musizieren, ja sogar das Lobpreis-Tanzen ein wunderschöner Ausdruck von Dankbarkeit und Hingabe, vertiefter Freundschaft und Liebe sein. Manchmal helfen auch Notizen, ein „Brief“ an Jesus, oder eine Zeichnung… über den toten Punkt hinweg.
e) Überleiten in den Tag
Die Anbetung darf keine Flucht sein – aus dem Leben, der Verantwortung, den Pflichten. Es geht vor allem um das liebende Miteinander mit Jesus, das keine nähere Begründung oder Rechtfertigung braucht. Darüber hinaus darf und soll die Anbetung auch eine Quelle der Freude und Kraft, des Friedens und des Glaubens für das konkrete Alltagsleben sein. Man soll es merken können, wenn jemand von einer Zeit echter Anbetung heimkommt. Damit ist kein Sich-zur-Schau-stellen gemeint, aber es lässt sich fast nicht verheimlichen, wenn jemand sich neu in die Liebe Gottes hineinversenkt hat.
Es ist wichtig, vor dem Abschluss der vorgesehenen Anbetungszeit auch dafür zu danken, dass nun das normale Leben aus dem Glauben weitergeht: Auch wenn viele unvorhergesehene Dinge auf uns zukommen – wer ihnen mit Jesus entgegengeht, kann sie wie eine „Überraschung“ annehmen – wie ein Geschenk und eine Gelegenheit, weiter liebend den Willen Gottes zu suchen und zu tun.
Sowohl in Klöstern, religiösen Gemeinschaften, wie auch in Pfarreien gibt es länger andauernde Anbetungszeiten – die sogenannte „Ewige Anbetung“, die auch 24-Stunden-Gebet genannt wird. Dabei trifft auf manche Leute eine schwierige Stunde, z.B. mitten in der Nacht. Wäre es nicht sinnvoller, einige günstige Stunden während des Tages auszuwählen, in denen man alle Freunde der Anbetung zusammennimmt und so die Kräfte spart? – Es liegt eine geheimnisvolle Kraft in der Kontinuität solcher Gebetszeiten. Wenn in einer Gemeinschaft immer einige Stellvertreter anbetend, liebend, ringend vor dem Herrn weilen – welcher Segen geht doch davon auf die ganze Gemeinschaft, die ganze Kirche und Welt aus! Es ist gut, in diesem Zusammenhang an Mose zu denken, der auf dem Berg Sinai betete, während im Tal das Heer mit den Feinden kämpfte. Solange Mose die Hände zum Gebet erhoben hatte, siegten die Israeliten. Wenn er aber aus Müdigkeit die Arme einmal sinken ließ und sich eine Pause gönnte, waren die Feinde stärker. Darum haben zwei Gehilfen dem Mose buchstäblich „unter die Arme gegriffen“, damit er das Gebet mit erhobenen Armen bis zum Sieg Israels aushielt (vgl. Ex 17,8-16).
Diese Erfahrung Israels scheint mir auch noch heute sehr aktuell zu sein. Es genügt zu wissen, dass Gott diese Treue und Kontinuität im Gebet und auch das äußere Zeichen der Opferbereitschaft schätzt. Vor allem kommt aber deutlich zum Ausdruck, dass im Reiche Gottes ein Sieg nicht so sehr das Verdienst der Kämpfer ist, sondern mehr noch vom Segen Gottes abhängt. Und diesen Glauben bezeugt gerade die „Ewige Anbetung“. Bei ihr geht es nicht nur um die persönliche Hingabe an Gott. Diese Anbetung ist auch eine stellvertretende Gabe, ein Opfer für andere, ein sühnendes Geschenk – auch für jene, die den Sinn des Gebetes und der Anbetung (noch) nicht (ganz) verstehen. So wird die Anbetung zur Mission und zur Teilnahme am Werk der Erlösung. Das bestätigt auch das Beispiel der hl. Theresia vom Kinde Jesu, die als Klosterschwester hinter den Gittern der Klausur zu einer Patronin der Missionen wurde. Ihr ganzes Leben, mit allen Prüfungen für den Glauben, war zu einer einzigen Anbetung geworden.
Es gibt immer wieder die Erfahrung, dass jemand bei Exerzitien, einer Wallfahrt, einem Kongress… auch als Neuling wirkliche Höhenflüge der Anbetung erlebt hat – dann aber, zu Hause, im Alltag will es nicht mehr „gelingen“. Auch in Ordenshäusern und Seminaren kennt man diese Ernüchterung: Nach einer anfänglichen Begeisterung für Anbetungsstunden sind schon bald immer weniger in der Kapelle zu sehen, so dass man die häufigen Anbetungszeiten wieder drastisch reduzieren „muss“. Was ist da verkehrt gelaufen? Warum diese Enttäuschung? – Von den verschiedensten Fehlern, die sich in diesem Zusammenhang einschleichen können, seien hier nur drei herausgegriffen:
a) Das Suchen von angenehmen, gefühlsbetonten Erlebnissen
Ein Anfänger im geistlichen Leben lässt sich gerne mitreißen: Wie schön und angenehm kann es doch sein, sich von der allgemeinen geistlichen Hochstimmung einfach mittragen zu lassen, in den Sog zu geraten. Man hat den Eindruck, als wäre man schon am Ziel, als „könne“ man es schon. Bald nach dem Treffen kommt dann aber der „geistliche Muskelkater“ oder „Katzenjammer“. Hinzu kommt noch, dass man jetzt selber für seine fromme Hochstimmung „bezahlen“ muss. Wer bei dem Treffen die Anbetung wie eine Droge genommen und vor allem geistlich genossen hat und jetzt wieder dieses angenehme Gefühl erzeugen will, erlebt schnell einmal Sinnlosigkeit und innere Leere. Besser geht es dem, der schon von Anfang an wirklich Jesus suchte und nicht sich selber im eigenen Wohlgefühl. Wer aber ehrlich Jesus sucht, ist bereit, früher oder später zusammen mit IHM auf den Kreuzweg zu gehen. Nur dieser führt über Golgota zur Auferstehung. Es sind also nicht die stimmungsvollen Kerzen, die ansprechende Musik, die neuen Gebete oder der Lob-Preis-Tanz, die eigentlich zur Begegnung mit Gott führen. Man muss sich von seinem egoistischen Ich befreien und sich durch das Chaos der Stimmungen und Gefühle hindurch an den Willen Gottes im gegenwärtigen Augenblick klammern. Dann kann auch daheim unter schwierigeren Umständen von Familie, Beruf, Pfarrei… der Moment der Gnade kommen und die Anbetung wieder zu einer Quelle jener Freude werden, „die die Welt nicht geben kann“.
b) Die Versuchung zur Resignation, wenn die Wüste beginnt
Wenn jemand sich vorgenommen hat, regelmäßig Tag für Tag eine bestimmte Zeit der Anbetung zu widmen, erlebt er schnell einmal die ersten Prüfungen des Glaubens – ähnlich wie das Volk Israel auf dem Weg aus der Sklaverei in das Gelobte Land. Das bedeutet, dass Gott deinen guten Willen angenommen hat und jetzt für dich das ernsthafte Training beginnt. Das kann aber nicht nur ein Honiglecken sein! Während der ersten Tage mag es noch leicht zu schaffen sein, aber dann drängen sich immer mehr wichtige Dinge auf, die dich von der Anbetung wegziehen wollen: Ein dringender Termin, ein Besuch, Pflichten im Haus, Hilfe für andere… Wir haben den Eindruck, dass nur die Kürzung der Anbetungszeit Abhilfe schafft. Wir sollten aber dabei nie vergessen, dass dem „Fürsten dieser Welt“, dem „Vater der Lüge“, sehr daran gelegen ist, uns besonders vom guten Vorsatz einer regelmäßigen Anbetungsstunde abzubringen. Er kommt also scheinheilig im Schafspelz von Pflichterfüllung und Nächstenliebe, um diese kostbare „Zeit mit Jesus“ zu stören. Glücklich, wer sich nicht abbringen lässt, wer auch einmal (vielleicht mit der Uhr in der Hand) wenigstens die Zeit „absitzt“, um dann diese Geduldsübung ganz einfach für jemanden in Not aufzuopfern, zu einem geistlichen Geschenk zu machen. Dann aber kommen auch wieder Tage, wo aus dem Inneren das Wasser fließt und das Gebet wieder leichter wird.
Natürlich kann es auch eine Situation geben, in der man wirklich alles stehen und liegen lassen muss, um in einer Notsituation einzuspringen, zu retten… Das schadet dann auch nicht, insofern man anschließend gleich wieder zur heilsamen Regel zurückkehrt. Die günstigste Zeit für ein persönliches, längeres Gebet ist der Morgen – wenn noch alle anderen schlafen. Sogar ein „Morgenmuffel“ kann zu einem Frühaufsteher werden, wenn er weiß, für wen er es tut.
c) Die Ausrede Arbeit – „keine Zeit“
Eine besondere Schwierigkeit scheint die Flucht in die Arbeit zu sein, bevor die Anbetung überhaupt begonnen hat. Wir verfallen immer wieder dem Irrtum, dass wir meinen, durch mehr Arbeit eine Situation retten zu können, eine Familie besser durchbringen, mehr Zufriedenheit erreichen zu können. In Wirklichkeit fehlt es an Gebet, an vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Gott. Auf Englisch klingt das so: „When you are too busy to pray – you are too busy!“ (Wenn du zu beschäftigt bist, um zu beten – dann bist du eben zu beschäftigt!)
Da wäre es sicher gut, vielleicht mit Hilfe von anderen, die deine Situation objektiver sehen, einmal deine Situation zu überprüfen: Vielleicht möchte dir der Herrgott wirklich selber helfen, aber du lässt ihn nicht an dich heran. Vielleicht hast du Angst, der Wahrheit ins Auge zu schauen? Hast du noch nicht erfahren, dass man manchmal in ganz kurzer Zeit viel mehr schafft, als an anderen Tagen mit Mühe von morgens bis abends? Vielleicht hat es nur am Segen von oben gefehlt, dass alles so schwer ging. Früher sagten die Leute: „An Gottes Segen ist alles gelegen!“ Der Herrgott hat es seinem auserwählten Volk so oft gezeigt, wie man mit wenigen Kriegern ein großes Heer besiegen kann, wenn er selber dabei ist und mithilft. Ob wir nicht viel zu oft und zu schnell wiederholen: „Ich habe keine Zeit“? Wir sollten ehrlicher sagen: „DAFÜR habe ich keine Zeit“ – dann würden wir auch eher merken, woran es eigentlich fehlt. Vielleicht mangelt es vor allem an Gottvertrauen und an der wirklichen Bereitschaft, vor allem und in allem den Willen Gottes zu suchen und zu tun.
Es kann sogar vorkommen, dass ein Pfarrer geradezu darauf wartet, dass jemand ihm vorschlägt, in der Gemeinde regelmäßige Anbetungsstunden zu organisieren. In einer Großstadtpfarrei soll Folgendes passiert sein: Der Pfarrgemeinderat wollte, dass die Kirche tagsüber abgeschlossen wird, weil Diebstahl und andere unpassende Dinge im Kirchenraum vorkamen. Der Gegenvorschlag vom Pfarrer bestand darin, dass er es mit der „Ewigen Anbetung“ versuchen wollte. Er fand nach einigem Suchen und Ermuntern vor allem unter den Rentnern so viele Freiwillige, dass die Kirche nicht nur tagsüber offen blieb, sondern auch nachts! Selbst war er auch oft unter den Betern anzutreffen, die sehr bald die Schönheit und den Wert der Anbetung entdeckten – weit über den praktischen Anlass hinaus.
Sicher lässt sich diese Geschichte nicht einfach kopieren, aber der Mut, gegen den Strom zu schwimmen, hat schon viele Früchte hervorgebracht. Du könntest doch vor allem bei dir selber mit der regelmäßigen Anbetung vor dem Tabernakel anfangen (und wenn du dir auch dazu den Schlüssel ausleihen müsstest!). Am Anfang genügt der Tabernakel. Vielleicht findest du unter deinen Bekannten solche, die sich begeistern und mitnehmen lassen. Wenn eine Gruppe mit regelmäßigen Anbetungstreffen entsteht, könnte man dem Pfarrer den Vorschlag machen, zunächst einmal in der Woche – vielleicht vor oder nach der Abendmesse – das Allerheiligste auszusetzen. Die Früchte dieser Andacht entwickeln dann selber alles Weitere. Wenn du alle diese Bemühungen, Schwierigkeiten, Rückschläge… aus Liebe zu Jesus auf dich nimmst, und es dir vor allem darum geht, dass ER mehr geliebt wird, dann wirst du wirklich Wunder erleben!
(Quelle: siehe Calix-Verlag)
Wort des Lebens
Mit wachsamem Herzen schöpfen wir täglich aus der Quelle des Wortes Gottes, damit der Heilige Geist selber unsere Herzen sowie die gesamte Geistliche Familie erfüllen und lenken kann (vgl. Röm 8,14f.). Deshalb praktizieren wir die Methode vom „Wort des Lebens“.
Marianische Dimension
Siehe Marianische Dimension
Einheit stiften
Brücken bauen – alle lieben
Scheibenwischer – sofort verzeihen
Der erste Schritt – selber anfangen
Die Wunden Jesu – lieben, auch wenn es weh tut
Schule der Demut
Siehe Schule der Demut